Freitag, 16.4., 9-12 Uhr
9:00 Vorträge Riccardo Schöfberger und David J. Wimmer
Riccardo Schöfberger (Graz): Seltsame Helden, einsame Geheimagenten: Männerfiguren in ausgewählten Werken Clemens J. Setz’.
Merkwürdige Männergestalten bevölkern die Pflegeheime, Vorstadtwohnungen und Nebenstraßen in Clemens J. Setz’ Romanen und Erzählungen. Wir begegnen misogynen Stalkern, trostlosen Sadisten und zärtlich-ekelerregenden jungen Männern, die von ihren Therapeutinnen und Partnerinnen pfleglich behandelt werden wollen. Als „traurige Geheimagenten, deren Auftraggeberland nicht mehr existiert“ lösen sie, hinterlassenen Konstrukten nicht unähnlich, eine seltsame Faszination aus. In diesem Vortrag wird versucht, ihre Motive zu rekonstruieren.
David J. Wimmer (Graz): „Claritas, Veritas, Weirdness“. Zum Seltsamen in Clemens J. Setz’ Kurzprosa.
Der Vortrag versucht der Seltsamkeit, der Weirdness von Clemens J. Setz’ Literatur am Beispiel seiner Kurzprosa auf den Grund zu gehen und setzt dabei bei potentiellen Einflüssen aus der amerikanischen Science und Weird Fiction und deren Kurzprosa an: bei H. P. Lovecraft, Philip K. Dick, Edward Gorey oder Stephen King. In einer Auseinandersetzung mit unterschiedlichsten Theorien des Seltsamen und gegenwärtigen (pop-)kulturellen Erscheinungen des Weirden soll die Seltsamkeit als grundlegende ästhetische Kategorie in Setz’ Werk näher beleuchtet werden.
11:00 Vorträge Christian Dinger und Richard Kämmerlings
Christian Dinger (Frankfurt/Main): Dichter – Archivar – Nerd. Zu Autorschaft und Autofiktion im Werk von Clemens J. Setz.
Die solitäre Position, die Clemens J. Setz auf dem Feld der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur einnimmt, hat nicht zuletzt mit der Art und Weise zu tun, mit der literarische Autorschaft in seinen Texten verhandelt wird. Anhand der Leitbegriffe „Dichter“, „Archivar“ und „Nerd“ wird in diesem Beitrag untersucht, welchen Einfluss verschiedene Autorschaftskonzepte auf die Setz’sche Poetik haben und welche Rolle autofiktionale Erzählweisen in diesem Zusammenhang spielen.
Richard Kämmerlings (Berlin): Inklusion und Narration. Zur Darstellung und Funktion geistiger und körperlicher Behinderung im Werk von Clemens J. Setz.
In den Büchern von Clemens J. Setz spielen Menschen mit Behinderung eine außergewöhnlich große Rolle, beispielsweise in „Die Stunde zwischen Frau und Gitarre“. Dabei stellen sich besondere Herausforderungen für die Schilderung kognitiver Vorgänge. Bewusstsein und Kommunikation werden auf der Figurenebene problematisiert. Es soll exemplarisch untersucht werden, welche Konsequenzen sich daraus für den Begriff von Normalität und für das Verstehen überhaupt ergeben.