Anastasius Grün
Anastasius Grün (eig. Anton Alexander Graf von Auersperg), geb. 11.4.1806 in Laibach (Ljubljana/Slowenien), gest. 12.9.1876 in Graz; Politiker, Lyriker, Übersetzer, Herausgeber
aus einem der ältesten Adelsgeschlechter Österreichs stammend, Sohn des Kreiskommissärs Alexander Graf von Auersperg und der Freiin Cäcilia von Billichgrätz; aufgewachsen auf den Familiengütern in Thurn am Hart (heute: Šrajbarski turn/Slowenien), die er 1818 nach dem Tod des Vaters erbt und nach Übernahme des Majorats fortschrittlich bewirtschaftet; mehrfacher Schulwechsel wegen renitenten Verhaltens, Förderung durch den späteren slowenischen Nationaldichter France Prešeren; 1824 Studium an der Universität Wien (artistischer Cursus), dort auch erste literarische Veröffentlichungen, 1826 Wechsel an die Universität Graz (Rechtswissenschaften); nach dem Erscheinen der zeitkritischen Gedichtsammlung Spaziergänge eines Wiener Poeten (1831) Probleme mit Zensur und Polizei, die 1838 zur Dekuvrierung des Pseudonyms und zum Publikationsverbot durch Metternich führen; 1839 Heirat mit Maria Rosalia Gräfin von Attems, der Tochter des steirischen Landeshauptmanns; Freundschaft mit liberalkonservativen Politikern wie Erzherzog Johann und kritischen Intellektuellen wie Nikolaus Lenau (dessen Werk er später herausgibt); 1848 als gefeierter ‚Dichter der Freiheit‘ Wahl zum Abgeordneten des Frankfurter Vorparlaments und der Nationalversammlung, Agenda für Verbindung Österreichs mit Restdeutschland unter Einschluss der slawischen Völker nach dem Modell eines großdeutschen Bundesstaats; Sammlung und Übersetzung slowenischer Lieder (Volkslieder aus der Krain, 1850) und weitere lyrische bzw. kleinepische Arbeiten; 1859 Geburt des Sohns Theodor; 1861 Mitglied des Herrenhauses und des Krainer Landtags, nach Differenzen mit den Slowenen um die Nationalitätenfrage ab 1867 im Steiermärkischen Landtag; 1864/65 Errichtung des Palais Auersperg in der Grazer Elisabethstraße nach Plänen Johann Schöbls; 1871 Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften, Ehrendoktorate von Wien und Graz, zahlreiche Ehrenbürgerschaften und Auszeichnungen; Tod im Grazer Familienpalais, letzte Ruhestätte im Mausoleum im Schlosspark von Thurn am Hart.
Werke u.a.:
Blätter der Liebe. Stuttgart: Franckh 1830. Der letzte Ritter, Romanzen-Kranz. München: Franckh 1830. Spaziergänge eines Wiener Poeten. Hamburg: Hoffmann & Campe 1831. Schutt. Dichtungen. Leipzig: Weidmann 1835. Gedichte. Leipzig: Weidmann 1837. Nibelungen im Frack. Ein Gedicht. Leipzig: Weidmann 1843. Drei Walhalla-Nichtgenossen. Graz: Kienreich 1848. Pfaff vom Kahlenberg. Ein ländliches Gedicht. Leipzig: Weidmann 1850. Volkslieder aus Krain. Übersetzt von Anastasius Grün. Leipzig: Weidmann 1850. Robin Hood. Ein Balladenkranz nach altenglischen Volksliedern. Stuttgart: Cotta 1864.
Gesamtausgaben:
Anastasius Grüns gesammelte Werke. 5 Bde. Hrsg. von Ludwig August Frankl. Berlin: Grote 1877.
Anastasius Grüns sämtliche Werke in zehn Bänden. Hrsg. von Anton Schlossar. Mit 6 Bildnissen, 6 Abbildungen, 2 Titelkupfern der ersten Ausgabe und einem Briefe als Handschriftenprobe. Neue durchgesehene Ausgabe. Leipzig: Hesse 1907.
Anastasius Grüns Werke. Band 1-6 in drei Büchern. Hrsg. und mit einem Lebensbild versehen von Eduard Castle. Berlin: Bong 1909.
Bestand
zur Erwerbsgeschichte vgl. Objekt des Monats Jänner 2022
Umfang:
8 Archivboxen mit vermappten Briefen an und von Anastasius Grün
1 Archivschachtel mit Briefen Hormayrs an Grün (zur Zeit des Editionsprojekts ausgegliedert)
5 kleinere Archivschachteln mit (unsystematisch eingeordneten) Manuskripten, Drucken, diversen sammlungsfremden Autographen (Stifter, Saar, Droste-Hülshoff u.a.), Dokumenten zur Erwerbungsgeschichte, spätere Korrespondenz zu Ankäufen, Schenkungen, Anboten, Besitzfragen, Ausstellungen etc.
8 Mappen mit losem Material (Zeitungsausschnitte, Theaterzettel, Urkunden, Bilder etc.)
8 historische Archivschuber (um 1900, leer, großteils beschädigt)
1 ‚Inventar über den litterarischen Nachlass‘ (1898, gebunden) von Spiridion Wukadinović, fortgeführt von Bernhard Seuffert, Otto Janda und Hellmuth Himmel
Inhalt:
vgl. auch Bestandsüberblick von Hellmuth Himmel und Alfred Kracher in Goedekes Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung (NF I, 1962, S. 567f.):
etwa 2500 Briefe an und von Anastasius Grün; Briefentwürfe und -abschriften
autographe Handschriften zu Volkslieder aus Krain / Robin Hood / In der Veranda / Pfaff von Kahlenberg
Korrekturfahnen, Probedrucke, handschriftliche Vorlagen zu den Volksliedern aus Krain etc.
3 Bände mit Gedicht-Entwürfen / Einzelblätter mit Gedichtentwürfen
1 Skizzenbuch
1 Band mit Gedicht-Reinschriften / Einzelgedichte
2 Reisetagebücher und Fragmente
1 Notizbuch
1 Mappe ‚Auersperg’schen Nachlass betreffend‘ mit Dokumenten zur Erwerbsgeschichte bis 1926
1 Mappe ‚Politisches, Literarisches‘: Konzepte für Reden, Vorworte, Flugschrift, Fragment einer historischen Skizze, politische Aufzeichnungen, Ausschussberichte, Vermögensaufstellung, gedruckte Einladungen etc.
1 Mappe ‚Aus Schlossars Nachlaß‘: Zeitungsausschnitte, Widmungsgedichte, handschriftliche und gedruckte Noten (teils Widmungsexemplare), Konzertprogramme, Abhandlungen zu Anastasius Grün, Sonderdrucke früher Sekundärliteratur, Beiträge zu den 70er-Feiern, Partezettel
1 Mappe mit lebensgeschichtlichem Material: Ernennungsurkunden und -bescheide zu (Ehren-)Mitgliedschaften, Korrespondenz, Partezettel, 4 Fotoabzüge (Grün, Grün mit Gattin und Sohn, Veranda im Schlosspark zu Thurn, Gabentisch zum 70. Geburtstag), Bilddruck mit Lebensorten Grüns
1 Mappe Vermischtes mit direktem oder peripherem Bezug zu Grün (wohl aus dessen Nachlass), etliche autographe Gedichte unbekannter und weniger bekannter Autoren
1 Mappe mit Typoskript der (ungedruckten) Grazer Doktorarbeit von Peter Sernetz: ‚Anastasius Grün als Übersetzer slovenischer Volkslieder‘ (1932)
1 Mappe mit überarbeiteten Listen der Korrespondenzpartner und vereinzelten maschinschriftlichen Transkripten
1 Mappe mit ausgeschiedenen Kuverts und Beilageblättern
Bearbeitungsgrad:
Briefe an Anastasius Grün (Nachlass) und von Anastasius Grün (Einzelankäufe, Schlossar-Nachlass etc.) alt feinerschlossen (ohne Signatur; etwaige Verluste, nicht vermerkte Zugänge oder falsche Zuordnungen noch nicht überprüft)
Dichtungen (Manuskripte und Drucke) alt fein- bzw. teilerschlossen (ohne Signatur; etwaige Verluste, nicht vermerkte Zugänge oder falsche Zuordnungen noch nicht überprüft)
Rest grob- bzw. noch nicht erschlossen
Signatur: FNI-GRÜN
Lauf-/Kernzeit: 1806-1876