Nicole Streitler-Kastberger/Martin Vejvar (Hg.): Ödön von Horváth Handbuch. Berlin: de Gruyter 2023.
Die Fertigstellung der Wiener Ausgabe der Werke, Briefe und Lebensdokumente Horváths, die diese erstmals unter historisch-kritischen Gesichtspunkten in ihrer ganzen Fülle und Breite der Überlieferung erfahrbar macht, hat die Notwendigkeit eines Überblick schaffenden Handbuchs zu dem Autor nur umso deutlicher werden lassen. Das vorliegende Handbuch versucht deshalb im Dreischritt von Leben, Werk, Wirkung und unter Beteiligung zahlreicher Expert:innen, zentrale Aspekte des Horváth’schen Werkes für die Bedürfnisse von Studierenden, Forschenden und Theaterschaffenden nachvollziehbar zu machen. So werden hier grundlegende Aspekte zu Autor und Werk dargestellt, im Lichte neuester Erkenntnisse aktualisiert und Anregungen zu weiterer Forschung gegeben.
Im ersten Teil „Biographische Konstellationen“ folgt auf eine umfassende biographische Darstellung ein Kapitel zur Lage des Nachlasses und der editorischen Aufarbeitung des Werkes, dem Ausführungen zu den beruflichen Netzwerken und (Lebens-)Orten des Autors nachgehen.
Der zweite Teil, „Werkkomplexe“, führt zunächst die literarischen Werke des Autors in Einzeldarstellungen vor. Auf die 24 Stücke folgen die drei Romane, die Kurzprosa, die Lyrik, Arbeiten für Rundfunk und Film und schließlich die autobiographischen und theoretischen Schriften. Die folgenden Kapitel bieten Ausführungen zu „Poetik und Schreibweisen“, „literarischen Traditionslinien und Kontexten“ sowie „thematischen Komplexen“. Der dritte Teil, „Rezeption“, führt über den zeitgenössischen Widerhall des Horváth’schen Werkes zur Aufnahme zwischen 1945 und 1961 und schließlich zur Rezeption vom Beginn der sogenannten Horváth-Renaissance im Gefolge der 1961 veröffentlichten, einflussreichen Sammlung Stücke bis in die Gegenwart hinein. Dabei wird zwischen der Prosa und dem dramatischen Werk sowie innerhalb dessen zwischen dem Frühwerk, den zwischen 1931 und 1933 entstehenden Volksstücken Italienische Nacht, Geschichten aus dem Wiener Wald, Kasimir und Karoline und Glaube Liebe Hoffnung sowie dem sehr diversen, häufig unterschätzten Spätwerk ab 1933 unterschieden.
Eine Zeittafel, eine Forschungsbibliographie zu Ödön von Horváth und ein Personen- und Werkregister ergänzen den Band und geben hoffentlich starke Anreize zur vertieften Lektüre des Horváth’schen Werkes und zu seinem ungebrochenen Weiterleben auf dem Theater.