Graz und die "manuskripte"
Von der Subkultur zur Hauptstadt der Literatur
Projektbeschreibung
Basierend auf erstmals zugänglichen Materialien – darunter das Redaktionsarchiv der Grazer Literaturzeitschrift manuskripte sowie die privaten Notizbücher ihres langjährigen Herausgebers Alfred Kolleritsch (16. Februar 1931 – 29. Mai 2020) – widmet sich das Forschungsprojekt der Analyse der Entstehung, Entwicklung und Wirkung einer avantgardistisch geprägten Strömung in der österreichischen Literatur, die nach 1945 von Graz ausging. Im Zentrum steht ein Zeitraum von rund 15 Jahren: Beginnend mit der Gründung des Forum Stadtpark und der Zeitschrift manuskripte in den Jahren 1959/1960 bis hin zur Gründungsphase der Grazer Autorinnen Autorenversammlung (GAV) im Jahr 1974 und deren späterer Verlagerung nach Wien.
Im Fokus stehen dabei insbesondere institutionelle Entwicklungen, der Aufbau und Erfolg der Zeitschrift manuskripte, sowie deren Rolle im Spannungsfeld von literarischem Engagement, Widerstand und Avantgarde. Zugleich wird der Aufstieg einer neuen, innovativen und international erfolgreichen Autor:innengeneration nachvollziehbar gemacht.
Ziel des Projekts ist es, 1) die Entstehung und Etablierung der avantgardistischen Literatur in Graz zu rekonstruieren – insbesondere anhand der Gründung von manuskripte im Kontext des Forum Stadtpark und der Urania Graz, als Gegenbewegung zu einem konservativ geprägten Literaturbetrieb; 2) die Institutionalisierung dieser literarischen Avantgarde aufzuzeigen, wobei neben der Zeitschrift auch die Gründung des Avantgardefestivals steirischer herbst 1968 und dessen Literaturprogramm zentrale Rollen spielen; 3) darzulegen, wie diese Entwicklungen in die Gründung der GAV im Jahr 1974 münden. Dabei wird auch der Bezug der Grazer Avantgarde zur Wiener Avantgarde der 1950er/60er Jahre sowie zur historischen Avantgarde der 1920er Jahre untersucht.
Als Ergebnis wird eine Monografie entstehen, die einen wesentlichen Beitrag zur aktuellen Literaturforschung leistet. Sie beleuchtet kulturelle und diskursive Schnittstellen – etwa zwischen manuskripte, Urania, Forum Stadtpark, steirischer herbst und GAV – und entwickelt auf dieser Basis auch theoretische Überlegungen zur Avantgarde. Die Studie setzt neue Akzente, indem sie sowohl in neu erschlossenen als auch in bekannten Archiven bislang unbeachtete Zusammenhänge analysiert und damit neue Perspektiven eröffnet.
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