Nach Daniela Strigl, Kathrin Passig, Konrad Paul Liessmann und Klaus Reichert wurden die Grazer Vorlesungen zur Kunst des Schreibens heuer von Kathrin Röggla gehalten. Die Autorin setzte sich darin mit Problematiken des Schreibens und Abschreibens, Redens und Ausredens auseinander.
Die beiden Vorträge vom 17. und 18.5. im Literaturhaus Graz und ein Gespräch mit Studierenden der Germanistik sind ab sofort auf Youtube abrufbar:
Teil 1: Ausreden und (endlich) ausreden.
Welchen phantasmatischen Raum mache ich aus, um mich aus meiner Verantwortung zu stehlen. Suche ich eher nach einer Rechtfertigung meines Nichthandelns oder Handelns? Wozu dient mir meine Vorstellungskraft heute, und stehen wir wirklich gesellschaftlich betrachtet unter einem Handlungsstau. Haben wir ein Rhetorikproblem. (Leere politische Rhetorik, die zu keiner Handlung führt). Wie verknüpft sich Schreiben und Handeln. Und warum habe ich das Gefühl, noch immer nicht zu Wort zu kommen. Stellen wir uns dem Raumproblem des Schreibens und Sprechens und klären endlich, wieviel eigentlichen Raum ich bräuchte!
Teil 2: Ausreden oder abschreiben.
Wem möchte ich was ausreden? Und was habe ich längst abgeschrieben. Habe ich es wirklich abgeschrieben? Denn wenn ich etwas abschreibe, dann affirmiere ich es doch, oder etwa nicht? Oder überschreibe ich es in Wirklichkeit. Manche AutorInnen machen das obsessiv und schreiben sogar Dinge ab, die man gar nicht abschreiben kann. Aber wenn es um eine Abschreibung im Sinne eines Raumverweises geht, so verfällt die Literatur oft in eine Listenfunktion des Verlusts. Was alles abgeschrieben gehört, abgeschrieben wurde, was – und das alles hat selbstverständlich mit der Flucht nach vorne zu tun. Behaupte ich mal. Denn es steckt eine problematische Zeitfigur darin.
Kathrin Röggla im Gespräch mit Germanistik-Student*innen der Universität Graz
In Kooperation mit dem Institut für Germanistik und dem Droschl-Verlag.