Literarische Vor- und Nachlässe sind nicht nur für Germanist:innen interessant. Der Vergleich unterschiedlicher Textfassungen, angehäufte Recherche-Materialien oder die Korrespondenz von Schriftsteller:innen erleichtern und/oder erweitern das Verständnis literarischer Texte und gewähren einen Einblick in die Werkstatt von Dichter:innen. Entwürfe und Vorstufen zum fertigen Buch mit all ihren Abirrungen, Ausweitungen und Verästelungen sowie die Einsicht in private oder berufliche Korrespondenzstücke (mittlerweile auch Mails) zeichnen ein buntes Bild von Autor:in und Textentstehung. Die Faszination des Originals lässt sich auch bei der Einsichtnahme in Einzelmanuskripte beobachten. Meist sind es ja die (oft noch handschriftlichen, mit Zeichnungen oder Anmerkungen versehenen) Erstfassungen bekannter Werke, die von Literaturarchiven erworben werden – Konvolute, die über eine schlichte Textierung hinaus als bildliche Entsprechung der Verfassung der Autorin bzw. des Autors beim Schreiben gelten können.
Neben dem bereits bei der Institutsgründung vorhandenen Nachlass von Franz Nabl kamen im Lauf der letzten dreißig Jahre (durch Schenkungen oder Ankäufe der Steiermärkischen Landesregierung oder des Literaturhauses Graz) wichtige Vor- und Nachlässe steirischer Autor:innen an das Institut, darunter Bestände von Barbara Frischmuth, Gerhard Roth, Werner Schwab, Reinhard P. Gruber, Klaus Hoffer, Alfred Kolleritsch, Günter Eichberger, Doris Mühringer, Wilhelm Muster, Hannelore Valencak, Franz Weinzettl, Helmut Schranz, Wilhelm Hengstler oder auch das Verlagsarchiv der Literaturzeitschrift manuskripte.
Das Franz-Nabl-Institut für Literaturforschung verfügt über eine umfangreiche Bibliothek von derzeit etwa 23.000 Bänden mit dem Hauptaugenmerk auf steirischer bzw. österreichischer Literatur. Zugleich gibt es eine umfangreiche Zeitungsausschnittsammlung zu mehr als 1.100 steirischen, österreichischen und internationalen AutorInnen. Zu wichtigen Autor:innen der „Grazer Gruppe“ existiert eine Sammlung aus einem Forschungsprojekt (1992-2002), die die internationale Rezeption der „Grazer Gruppe“ bis 1996 und teilweise darüber hinaus dokumentiert.
Die einzelnen Bestände finden Sie in unserer Bestandsübersicht. Eine Einsichtnahme in die Vor- und Nachlässe des Nabl-Instituts ist nach Voranmeldung während der Öffnungszeiten der Bibliothek möglich. Grundlage ist die geltende Benützungsordnung. Auskünfte erteilen: