Auf Basis der umfangreichen Bestände des Archivs (darunter literarische Vor- und Nachlässe von Barbara Frischmuth, Reinhard P. Gruber, Klaus Hoffer, Franz Weinzettl, Wilhelm Hengstler, Günter Eichberger, Gerhard Roth und Werner Schwab) liegt der thematische Schwerpunkt auf der österreichischen Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts. Das Franz-Nabl-Institut erfüllt die Funktion eines steirischen Literaturarchivs. Es erschließt seine Bestände und Sammlungen wissenschaftlich und archivarisch, verwahrt sie dauerhaft und verleiht der Forschung und Benutzung auch durch die Ausrichtung von Ausstellungen und Veranstaltungen (Symposien, Workshops, Thementage) zusätzliche Impulse.
Das Nabl-Institut ist drittelmittelstark und öffentlichkeitswirksam. Das Land Steiermark leistet eine Mitfinanzierung. Die Stadt Graz finanziert das angeschlossene Literaturhaus. In ihm erwächst dem Institut ein unmittelbarer Konnex zum aktuellen Literaturbetrieb. Spezifische Formen der Gegenwartsliteratur und Fragen ihrer aktuellen Rezeption stellen auch bevorzugte Forschungsthemen des Instituts dar.
Die Bestände des Nabl-Instituts werden auch über Drittmittelprojekte erschlossen. Im Herbst 2023 wurde hier die ebenfalls drittmittelfinanzierte historisch-kritische Ausgabe Ödön von Horváths abgeschlossen. Hierbei handelt es sich um eines der renommiertesten Editionsprojekte zur österreichischen Moderne. Nicht nur die editions- und literaturwissenschaftliche Fachwelt, sondern auch Praktiker des Theaters und von Bildungseinrichtungen profitieren von dieser Edition, weil sich hier vor dem Hintergrund einer sicheren philologischen Basis neue Zugänge zu dem bekannten Autor und seiner Themenwelt eröffnen.
Eine der renommiertesten Publikationen des Instituts war über viele Jahre hinweg die Reihe Dossier, in der bis zu ihrer Einstellung im Jahr 2011 insgesamt 36 Materialienbände zu österreichischen Autor:innen erschienen sind. Als peer-reviewtes Open-Access-Journal wird die Reihe nunmehr unter dem Namen Dossieronline in einer zeitgemäßen Form und mit einer neuen inhaltlichen Ausrichtung fortgeführt. Mit der neuen Reihe Literatur und Archiv setzen wir am Institut einen archivtheoretischen Schwerpunkt. Ein weiteres innovatives Publikationsformat sind die Grazer Vorlesungen zur Kunst des Schreibens. Gerahmt von einer Lehrveranstaltung an der Grazer Germanistik setzen sich hier Autor:innen mit der Frage auseinander, was sie eigentlich tun, wenn sie schreiben.
Auch in der Lehre und in der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses setzt das Franz-Nabl-Institut besondere Akzente. Für das Studium der Germanistik und des Unterrichtsfaches Deutsch an der Universität Graz, in dessen Curricula die Lehre des Instituts eingebunden ist, ergeben sich daraus Inhalte speziell auf dem Gebiet der Gegenwartsliteratur, im Schwerpunkt österreichische Literatur sowie in allen Bereichen einer materialzentrierten Forschung. Zentral für die Arbeit des Franz-Nabl-Instituts ist in allen genannten Bereichen eine spezifische Kombination aus Theorie und Praxis. Forschung, Lehre und literarische Öffentlichkeit profitieren gleichermaßen und gegenseitig voneinander.